Arbeiten 4.0 - Vortrag und Podiumsdiskussion

Als einer von vier Rednern hatte Joachim Groth für die IT-Projektgenossenschaft eG beim Themenlabor Arbeiten 4.0 die Gelegenheit, das Genossenschaftskonzept vorzustellen. Anwesend war Arbeitsministerin Andrea Nahles und ca. 100 Vertreter aus Ministerien, Mitglieder des Bundestages, Vertreter von Berufsverbänden und Unternehmen. Die Diskussion fand am 18.10.2016 im Bundesministerium für Arbeit und Soziales statt. Auftaktrednerin war Arbeitsministerin Andrea Nahles.

Arbeiten 4.0 - Vortrag und Podiumsdiskussion

Der Vortrag:

Ministerin Nahles hatte gerade davon gesprochen, dass kollektive Intereressenvertretung und Selbständigkeit offenbar nicht zusammen passten. Ich zeige Ihnen anhand der IT-Projektgenossenschaft eG, dass kollektive Intereressenvertretung und Selbständigkeit sehr gut zusammenpassen können.

Ich bin einer von 80.000 selbständigen IT-Experten. Und ich bin aus Überzeugung und gerne Selbständig. Wie die meisten meiner Branchen-Kollegen kann ich gut davon leben und habe genug Rücklagen, um für Alter, Krankheit und projektfreie Zeiten vorzusorgen.

Es gibt aber zwei Probleme:

  1. Scheinselbständigkeit
  2. Die Marktmacht der großen IT-Vermittlungsagenturen

Die Scheinselbständigkeit lasse ich aus. Das Thema hatten wir neulich beim Kamingespräch hier im Haus.

Aber die Bekämpfung der Scheinselbständigkeit hat wesentlich zum Aufstieg der großen Vermittler beigetragen und uns Freiberufler von unseren Kunden abgeschnitten. Kein größeres Unternehmen wagt es noch, direkte Verträge mit Freiberuflern zu abzuschließen. Wir sind zur Zeit die heiße Kartoffel des IT-Markts. Jeder braucht uns. Aber jeder will uns auch ganz schnell wieder loswerden...

… oder in die Arbeitnehmerüberlassung stecken

Arbeiten 4.0 - Andrea Nahles

Die Projektvermittler, die ja ihren Kunden Schutz vor Scheinselbständigkeit versprechen, lassen Dich als Freien sofort fallen, wenn es ernst wird. So ist es meinem Kollegen Michael Zankl und mir vor zweieinhalb Jahren gegangen, als bei unserem damaligen Kunden eine Betriebsprüfung anstand. Unser Projekt war spannend, der Kunde brauchte uns, aber der Vermittler hatte sich verdrückt und damit war das Projekt beendet.

Michael und ich suchten nach Wegen, wie wir das Projekt fertigstellen konnten, ohne unseren Kunden in Schwierigkeiten zu bringen.

Und wir suchten nach einem Modell, wie wir

  • unser Geschäft wieder selbst in die Hand nehmen könnten,
  • uns aus den Kundenschutzzwängen der Vermittler lösen könnten,
  • das als Team zusammen mit weiteren Kollegen realisieren könnten, ohne als Einzelner zurück in die Abhängigkeit der Vermittler zu fallen.

Wünsche, die viele Kollegen mit uns teilen. Dieses Modell ist die IT-Projektgenossenschaft eG, eine Vertriebsgenossenschaft für selbständige Berater und Kleinunternehmen im IT-Projektgeschäft.

Warum eine Genossenschaft?

  • Die Gründungs- und Anlaufkosten sind gering
  • Es gibt sehr gute Gründungsunterstützung von den Prüfungsverbänden
  • Neue Mitglieder können schnell und unkompliziert aufgenommen werden
  • Die Einlage ist gering (bei uns z.B. 50 EUR)
  • Die Mitspracherechte sind groß: Jedes Mitglied ist stimmberechtigt
  • Jedes Mitglied ist am Gewinn beteiligt
  • Die Genossenschaft ist wie eine GmbH haftungsbeschränkt: Die Mitglieder haften nur mit ihrer Einlage.
  • Auch der Austritt ist unkompliziert.
  • Und das Wichtigste: Alle Mitglieder bleiben selbständige Unternehmer und entscheiden selbst, welche Geschäfte sie auf eigene Rechnung tätigen und welche Geschäfte über den Vertriebsverbund der Genossenschaft abgewickelt werden.

Aber: Bevor überhaupt ein Cent verdient wird, muss eine Menge Zeit und Geld in den Aufbau investiert werden. Das lässt sich am besten auf viele Schultern verteilen. Der einzelner Solo-Selbständiger ist dazu kaum in der Lage.

Arbeiten 4.0 - IT-Projektgenossenschaft

Genauso wenig, wie er allein seine Interessen gegenüber den Auftraggebern durchsetzen kann. Kooperation ist die Lösung. Auch wenn das Zusammenarbeiten, die Motivation und das Überzeugen der Mitglieder zusätzlichen Einsatz erfordert und die ganze Arbeit neben der eigentlichen Projekttätigkeit getan werden muss: Als Team schafft man das!

Wir haben unsere Genossenschaft noch um Eckpunkte ergänzt, die uns schon lange am Herzen lagen:

  • Transparenz: Jedes Mitglied bekommt volle Einsicht in "seine" Projektverträge mit dem Kunden.
  • Mit einer Vermittlungsprovision von 7,5 % haben wir die mit Abstand niedrigste Provision am Markt.
  • Prämien: Wir belohnen alle Mitglieder, die sich aktiv am Ausbau der Genossenschaft beteiligen.
  • Mit der Genossenschaft bündeln wir unsere Vertriebsaktivitäten unter einem Dach. Das ist der einzige Weg, wieder direkt mit unseren Kunden ins Geschäft zu kommen.

Darüber hinaus bieten wir unseren Mitgliedern Unterstützung bei der Projekt-suche und Profilerstellung und in anderen Fragen rund um die Selbständigkeit.

Unser Genossenschaftsmodell ist attraktiv: Aus ursprünglich drei Genossen sind mittlerweile 18 geworden und weitere sind willkommen. Bei unseren Kunden kommen wir auch gut an. Seit der Gründung konnten wir Umsatz und Kundenstamm kontinuierlich ausbauen. Dabei haben wir von Anfang an Gewinn gemacht. Und unser Modell wird bereits kopiert.

Gegenwärtig konzentrieren wir uns auf den Ausbau unseres Vertriebs. Mit jedem zusätzlichen Kunden können wir mehr Freelancern selbstbestimmtes Arbeiten zu fairen und transparenten Konditionen ermöglichen. Getrübt werden unsere Zukunftsaussichten nur durch die Rechtsunsicherheit bei der Scheinselbständigkeit und der Altersvorsorge.